Österreich: Zoll beschlagnahmt 237 % mehr Fälschungen in 2017
Gesamtwert der beschlagnahmten Piraterie-Waren beläuft sich auf rund 13,7 Millionen Euro
Dem kürzlich veröffentlichten Produktpiraterie-Bericht des österreichischen Zolls für 2017 zufolge ist die Zahl der Beschlagnahmungen im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2016 zwar leicht zurückgegangen, von 1.947 auf 1.665 Fälle. Zur gleichen Zeit stieg die Anzahl der konfiszierten Fälschungen jedoch von knapp 68.000 auf rund 246.000 Artikel. Dies entspricht einem gewaltigen Zuwachs von rund 237 %. Der Gesamtwert der beschlagnahmten Piraterie-Waren beläuft sich auf rund 13,7 Millionen Euro.
Besonders schockierend für die österreichischen Zollbeamten war dabei der hohe Anteil an Arzneimittelplagiaten. So beinhalteten rund 60 % aller beschlagnahmten Sendungen gefälschte Medikamente. Insgesamt wurden rund 55.000 entsprechende Artikel sichergestellt und damit noch mehr als im bisherigen Rekordjahr 2016, in dem 53.000 Arzneimittelfälschungen beschlagnahmt worden waren. Gemessen am Preis der Originalprodukte hätten die illegalen Imitate der Pharmaindustrie Einnahmeverluste von rund 1,1 Million Euro verursacht, wären diese auf den Markt gelangt.
„Arzneimittelfälschungen stellen die gefährlichste Form der Produktpiraterie dar“, kommentiert MMag. DDr. Hubert Fuchs, Staatssekretär im Finanzministerium. „Hier ist nicht nur der gesamtwirtschaftliche Schaden, sondern vor allem auch das gesundheitliche Risiko durch die Einnahme gefälschter Medikamente alarmierend.“
Arzneimittel, Kleidung und Accessoires im Fokus
Neben Fälschungen medizinischer Erzeugnisse zogen die Fahnder des Zolls auch besonders viele Plagiate von Kleidung und Accessoires aus dem Verkehr, wie beispielsweise Schmuck und Uhren, Taschen sowie Koffer; insgesamt mehr als 500 Warensendungen mit etwa 27.000 Artikeln im Wert von 10,6 Millionen Euro. Damit machten Warensendungen mit gefälschten Medikamenten oder nachgemachten Kleidungsstücken und Accessoires mit knapp 92 % den Löwenanteil aller Beschlagnahmungen im vergangenen Jahr aus, so Gerhard Marosi, Experte für Produktpiraterie im österreichischen Finanzministerium.
„Marken- und Produktpiraterie gefährden Händler, Hersteller und darüber hinaus Wettbewerbsfähigkeit, Handel und Investitionen“, so Staatssekretär Fuchs; dementsprechend wichtig sei die Rolle der Zollfahnder im Kampf gegen Produktpiraterie. „Der Zoll bekämpft dieses Problem an der Wurzel, indem gefälschte Waren aus dem Verkehr gezogen werden, bevor sie auf dem Markt verteilt werden.“
Die meisten Fälschungen, die 2017 an österreichischen Grenzen sichergestellt wurden, stammten dem Report zufolge aus Indien und nicht wie noch im Vorjahr aus China. Grund hierfür sei die hohe Anzahl der konfiszierten Arzneimittelplagiate, die fast ausschließlich aus Indien in die Alpenrepublik gelangt waren. Auch sonst stammten die von den österreichischen Zollfahndern beschlagnahmten Artikel hauptsächlich aus dem asiatischen Raum sowie aus der Türkei. In etwa 90 % aller Fälle waren die illegalen Waren auf dem Postweg nach Österreich gelangt.
Quellen
Bundesministerium für Finanzen Österreich, ORF
Artikel in Kooperation mit dem Anti-Piracy Analyst, Ausgabe April 2018