Pharma-Fälschungen steigen europaweit - neuer Europol-Schlag gegen illegalen Medikamentenhandel
Besorgniserregende Professionalisierung des illegalen Medikamenten-Handels
Wie jetzt bekannt wurde, koordinierte Europol zwischen April und Oktober 2018 in 16 europäischen Ländern1 unter dem Decknamen MISMED 2 eine Großaktion gegen den illegalen Handel mit Medikamenten. Dabei zogen lokale Behörden etwa 13 Millionen illegale Pharmazeutika im Wert von über 165 Millionen Euro aus dem Verkehr; laut Europol handelte es sich bei mehr als der Hälfte der sichergestellten Produkte um Fälschungen. Im Verlauf der Operation zerschlugen die Behörden 24 organisierte kriminelle Gruppierungen und verhafteten 435 mutmaßliche Täter, wie Europol jetzt meldete. Die Leitung von MISMED 2 wurde gemeinsam von der französischen Gendarmerie nationale und der finnischen Zollbehörde Tulli übernommen.
Bei den beschlagnahmten Arzneimitteln handelte es sich neben illegalen Opiaten und leistungssteigernden Substanzen auch um Medikamente zur Behandlung von Krebs oder Herzerkrankungen. Laut Europol spiegelt der hohe Anteil an sichergestellten Plagiaten einen generellen Anstieg bei der Zahl europaweit gehandelter Pharmafälschungen wider. Insgesamt professionalisiere sich der illegale Handel mit Arzneimitteln innerhalb Europas zunehmend, wie Europol feststellt: Organisierte kriminelle Gruppen seien in diesem Bereich verstärkt aktiv, „da er den Tätern sehr hohe Gewinne und verhältnismäßig geringe Risiken bezüglich Aufdeckung und strafrechtlicher Folgen bietet.“ Verantwortlich sei dafür nicht zuletzt der wachsende Missbrauch von Arzneimitteln: Dieser sei „ein ernsthaftes und wachsendes Problem, das auf europäischer Ebene angegangen werden muss“, so Europol. Auf eine EU-weite Stärkung der Maßnahmen gegen illegale Medikamente zielt auch das seit dem 9. Februar eingeführte neue Verifikationssystem für Arzneimittel der EU ab.
1 An MISMED 2 beteiligte Länder: Belgien, Bulgarien, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Litauen, Portugal, Rumänien, Serbien, Spanien, Ungarn, Ukraine, Vereinigtes Königreich, Zypern.
Quellen
Europol
Artikel in Kooperation mit dem Anti-Piracy Analyst, Ausgabe März 2019