UK: Inflation soll Nachfrage nach Fälschungen treiben
Vor dem aktuellen Hintergrund der schwierigen Wirtschaftslage und der steigenden Lebenshaltungskosten (‚cost of living crisis‘) steige im Vereinigten Königreich die Gefahr, Konsumenten an Betrüger und Fälscher zu verlieren. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht der britischen Verbraucherschutzbehörde Association of Chief Trading Standards Officers (ACTSO) hervor. Die Behörde erwarte zukünftig sogar eine weitere Verschärfung und gehe davon aus, dass „die Bedrohung durch gefälschte Waren aufgrund des finanziellen Drucks auf Haushalte und Unternehmen zunehmen wird.“
Diese Tendenz spiegele sich auch in den stark gestiegenen Beschlagnahmungen von Fälschungen und Plagiaten im aktuellen Geschäftsjahr wider. So habe die ACTSO in England und Wales allein im Geschäftsjahr 2021/22 über 4 Millionen Fälschungen konfisziert. Die beschlagnahmten Produkte werden auf einen Warenwert von etwa 111 Millionen britischen Pfund (ca. 128 Millionen Euro) geschätzt. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum 2020/21, der von der Coronavirus-Pandemie geprägt war, haben sich die Beschlagnahmungen dabei mehr als verdreifacht. Im Vergleich mit dem vor der Covid‑19-Pandemie begonnenen Geschäftsjahr 2019/20 bedeute dies immer noch eine Steigerung um mehr als 50 %.
„Die derzeitige Wirtschaftslage führt unweigerlich dazu, dass Verbraucher und Unternehmen den Gürtel enger schnallen müssen, doch in der Folge nutzen skrupellose und unseriöse Händler diese erhöhte Anfälligkeit aus“, erklärte John Herriman, Geschäftsführer des Chartered Trading Standards Institute (CTSI).
Als ein weiterer Faktor, der den Handel mit Fälschungen im Vereinigten Königreich begünstigen könnte, wurde in der Vergangenheit auch der Brexit genannt. Bereits 2019 warnten Wirtschaftsverbände und Verbraucherschutzgruppen vor einem möglichen dramatischen Anstieg im Handel mit Plagiaten durch den Brexit. Letztes Jahr argumentierte der britische Markenschutzverband Anti-Counterfeiting Group (ACG) außerdem mit einem erhöhten Fälschungsrisiko aufgrund möglicher neuer Freihandelszonen (FHZ bzw. FTZ, Free Trade Zone) in Großbritannien.
Quellen: Association of Chief Trading Standards Office (ACTSO); Securing Industry |