Crashkurs Produktmarkierungen: Barcode, QR-Code oder RFID-Technologie?
Barcodes
Ursprünglich waren Barcodes entwickelt worden, um den Checkout-Prozess und das Inventarmanagement z. B. in Supermärkten zu optimieren. Mittlerweile sind sie wichtiger Bestandteil des Supply Chain Managements und vieler Track & Trace (T&T) Systeme. Eine Barcode-Markierung ist ein eindimensionaler maschinenlesbarer Code. Eine Reihe unterschiedlich dicker Balken und Zwischenräume ergeben eine binäre Codierung, die einem Produkt eindeutig zugeordnet werden kann. Darunter ist i. d. R. eine von Menschen lesbare 13-stellige Nummer, die GTIN (Global Trade Item Nummer), abgedruckt. Barcodes finden sich im weltweiten Handel auf den meisten Konsumgütern, Paketen und Büchern. In der Produktion und im Lager werden sie zur Identifikation und zum Sammeln von Prozessinformationen auf Produkten und Teilen verwendet.
Vorteil: Barcodes sind weit verbreitet und so auch die entsprechenden Lesegeräte. Da es sich um einfache gedruckte Codes handelt, sind sie günstig in der Herstellung, auch bei großen Stückzahlen.
Nachteil: Simple gedruckte Codes können jedoch einfach kopiert werden. Für den Fälschungsschutz oder T&T sind sie daher nicht geeignet. Zudem ist die Speicherkapazität für Informationen und damit auch die Nutzungsmöglichkeiten stark begrenzt.
QR-/2D-Barcodes
Der QR-Code ist eine erweiterte Form des klassischen Barcodes. Da er zweidimensional ist, kann er viel mehr Informationen speichern, beispielsweise einen Link zu einer Website. Dadurch kann er als Produktmarkierung zahlreiche Zwecke erfüllen. Als Konsument begegnet man QR-Codes häufig in Werbematerialien. Immer häufiger werden QR-Codes aber auch auf Produkte aufgebracht und kommen – abgesichert mit einem zusätzlichen Merkmal – auch für sicherheitsrelevante Bereiche wie Fälschungs- und Graumarktschutz oder T&T zum Einsatz.
Vorteil: Als Produktmarkierungen werden QR-Codes dank ihrer interaktiven Natur nicht nur in der Supply Chain und Produktion eingesetzt, sondern auch zur Kundeninteraktion genutzt. Damit sind sie von großem Nutzen für die Gewinnung von Market Insights, Internet of Things Anwendungen und auch Fälschungs- und Graumarktschutz. Da die gewünschten Informationen auf Websites oder anderen digitalen Plattformen bereitgestellt werden, sind sie flexibel veränderbar. Kostenlose Apps mit QR-Code-Scannern sind weit verbreitet (zum Teil mehr als 100 Millionen Downloads) und bei neueren Smartphone-Modellen ist diese Funktion bereits in der Standard-Kamera integriert.
Nachteil: Zum Fälschungs- und Graumarktschutz eignen sie sich nur in Kombination mit zusätzlichen Sicherheits-Features. Denn auch für QR-Codes gilt: Da es sich um gedruckte Markierungen handelt, können sie einfach kopiert werden. Werden QR-Codes aber abgesichert durch ein sogenanntes physisches Sicherheitsmerkmal, werden sie zu einem sicheren interaktiven Touchpoint für vielfältige Anwendungen.
RFID / NFC Chips
Die RFID (Radio Frequency Identification) oder NFC (Near Field Communication) Technologie nutzt ein elektromagnetisches Feld, um Transponder (auch Tags genannt) an Produkten aus einer begrenzten Entfernung zu lokalisieren. Anwendung findet diese häufig im automatisierten Inventarmanagement oder in der Diebstahlsicherung im Einzelhandel, aber auch in der Kundeninteraktion und Fälschungsschutzkonzepten. Near Field Communication (NFC), eine Unterart der RFID Technologie, funktioniert nur bei Distanzen von wenigen Millimetern und wird bei der bargeldlosen Bezahlung oder in neueren Personalausweisen angewendet.
Vorteil: Ein Nutzer muss den NFC-Chip mit seinem Lesegerät oder Smartphone nur kurz antippen. Lesbar wird der Chip zum Beispiel mit NFC-fähigen Smartphones.
Nachteil: Die Chips sind sensibel und können bspw. beim Transport der Produkte zerstört werden. Geplante Anwendungen in Bereichen wie Kundeninteraktion oder T&T können dann nicht mehr umgesetzt werden. Bezüglich der Sicherheit der RFID / NFC Technologie gibt es derzeit noch Bedenken, weshalb einige Nutzer diese Technologie bewusst nicht nutzen. Zudem sind RFID- oder NFC-Etiketten im Vergleich zu Barcodes und gesicherten QR-Codes maßgeblich teurer. Kosten von mehr als 20 Eurocent pro Etikett sind keine Seltenheit, möchte man ein Mindestmaß an Sicherheit einhalten.
Im Vergleich
Barcode | QR-Code (durch Merkmal abgesichert) | RFID/NFC Chips | |
---|---|---|---|
Kapazität | <20 Zeichen | Ca. 7000 Zeichen | Ca. 1000 Zeichen |
Auslesedistanz | Einige Zentimeter bis Meter | Einige Zentimeter bis Meter | Passive Transponder: <10 Meter Aktive Transponder: >30 Meter NFC-Chips: wenige Millimeter |
Zur Kundeninteraktion geeignet? | Nein | Ja. Einfaches Auslesen durch Smartphone-Kamera oder Scan-App | Ja. Auslesen mit NFC-fähigen Smartphones möglich |
Identifikation | In der Regel: Identifikation des Produkttyps (nicht des individuellen Produkts) | Individuelles Produkt kann identifiziert werden | Individuelles Produkt kann identifiziert werden |
Preis (ungefähr) | 0,01 € | Ab 0,03 € | 0,05 - 0,70 € |
Zur Kundeninteraktion geeignet? | Nein | Ja | Ja |
Unser Fazit
Alle Produktkennzeichnungen und Markierungen haben Vor- und Nachteile und finden deshalb unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten. Ein Mindestmaß an Sicherheit sollte in jedem Fall eingehalten werden, damit die damit verbundenen Aktivitäten wie Kunden-Interaktion, Fälschungsschutz oder Track & Trace auch verlässlich durchgeführt werden können. Mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in der Kennzeichnung und digitalen Anbindung von Produkten helfen wir Ihnen bei der Auswahl der richtigen Produktmarkierung. Im Rahmen einer Beratung analysieren wir die Bedürfnisse Ihres Unternehmens und erarbeiten eine auf Sie zugeschnittene Lösung. Wir freuen uns auf Ihre unverbindliche Anfrage.
Quelle
Kankapurkar et al.: Comparative study of Barcode, QR-code and RFID System. In: Int.J.Computer Technology & Applications, Vol 4 (5), 817-821: Semantic Scholar PDF (Accessed 11.10.2019)